Diese Frage versucht, eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 von vier Studien mit 478 Frauen* zu beantworten. Drei dieser Studien waren randomisierte Kontrollstudien. Das bedeutet, es wurden zwei Gruppen von Frauen* gebildet: eine Gruppe erhielt Datteln, die andere nicht. Die Zuteilung erfolgte zufällig. Die vierte Studie war eine prospektive Kohortenstudie. Die Studien wurden in Jordanien, Iran und Malaysia durchgeführt. (1)

Bevor ich zu den Ergebnissen komme, sind noch wichtige Limitationen der Meta-Analyse zu erwähnen:

• Die Intervention kann nicht placebokontrolliert werden, das heißt, man kann nicht nicht wissen, dass man eine Dattel isst. Daher kann der Placeboeffekt nicht herausgerechnet werden.
• Es wurden nur Frauen* ohne Vorerkrankungen und mit unkompliziertem Schwangerschaftsverlauf einbezogen. Die Ergebnisse sind daher nicht auf jede Schwangerschaft übertragbar.
• In den drei randomisierten Kontrollstudien wurden ausschließlich Erstgebärende untersucht und in der prospektiven Kohortenstudie Erst- und Zweitgebärenden. Inwiefern der Effekt also bei nicht Erstgebärenden ausfällt bleibt unklar.
• Dattel ist nicht gleich Dattel. Es gibt mehr als 200 verschiedene Dattelsorten, deren Nährstoffzusammensetzung je nach Wetterbedingungen, Anbaugebiet, Alter des Baums und Wachstumsprozess der Frucht variieren kann. In nur einer der Studien wird die konkrete Dattelsorte genannt.
• Insgesamt ist die Qualität der Studien gering, und daher sind auch die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. In Zukunft sollten randomisierte Kontrollstudien durchgeführt werden, die nach Qualitätskriterien aufgebaut sind.

Einfluss von Datteln auf die Geburt

Nun zu den Ergebnissen der Meta-Analyse. Insgesamt zeigte sich bei Dattelkonsum, dass:

1. die Gebärmutterhalsöffnung bei der Aufnahme im Krankenhaus um 1,1 cm größer war,
2. der Bedarf an weheneinleitenden Medikamenten reduziert war,
3. die Latenzphase um ca. 4,6 Stunden verkürzt war,
4. die Austreibungsphase um ca. 8 Minuten verkürzt war,
5. Kaiserschnittrate und Aktivphase der Geburt nicht signifikant unterschiedlich waren.

Wie viele Datteln braucht es für einen Effekt?

In den genannten Studien wurden zwischen 60-80 g pro Tag gegessen, angefangen zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche. Diese Menge und Dauer sind allerdings eher zufällig festgelegt worden, und es gibt derzeit keine Studien, die beispielsweise unterschiedliche Einnahmedauern vergleichen.

Vermutete Wirkungsmechanismen – Warum haben Datteln möglicherweise einen geburtsvorbereitenden Effekt?

Es ist nicht klar, warum Datteln möglicherweise einen geburtsvorbereitenden Effekt haben. Folgende Dinge werden vermutet:

• Tryptophangehalt der Datteln: Tryptophan ist eine Aminosäure (Baustein von Proteinen), die eine Vorstufe von Serotonin ist. Das könnte einen positiven Einfluss auf Muskelkontraktionen haben.
  
• Hoher Kohlenhydratgehalt der Datteln: Es wird geschätzt, dass unter einer vaginalen Geburt 50-100 kcal/h verbrannt werden. (2) Glukose stellt dabei die wichtigste Energiequelle der Gebärmuttermuskulatur dar. Aus der Sporternährung wissen wir, dass die Zufuhr von einfachen Kohlenhydraten während des Sports die Leistung verbessert und vor Ermüdung (3) sowie Ketose (4) schützt. Zu einer Ketose kommt es, wenn der Körper keine Kohlenhydrate als Energiequelle zur Verfügung hat und dann auf Fett zur Energiegewinnung zurückgreift, wobei Ketone gebildet werden. Es ist nicht klar, ob eine Ketose während der Wehen normal und harmlos ist oder ob die Zufuhr von Glukose und damit das Vermeiden einer Ketose für die Geburt förderlich ist. Nichtsdestotrotz werden in der S3-Leitlinie „Vaginale Geburt am Termin“ isotonische Getränke bei vaginalen Geburten mit geringem Geburtsrisiko empfohlen. (5) Das sind Getränke, die ebenso wie Datteln rasch verfügbare Kohlenhydrate in Form von Zucker, Honig oder Sirup enthalten. Sie liefern schnell Energie und gleichen Flüssigkeitsverluste rasch aus.

Wann sollte auf Datteln verzichtet werden? 

Besonders im Kontext von Schwangerschaftsdiabetes rate ich aufgrund der hohen Menge an schnell verfügbaren Kohlenhydraten eher davon ab. In vielen Fällen können die Nachteile eines zu hohen Blutzuckers den möglichen Nutzen übersteigen. Am besten misst du bei Schwangerschaftsdiabetes deinen individuellen Blutzuckeranstieg, um zu sehen, welche Menge und in welcher Kombination Datteln für dich geeignet sind. Wenn du nicht auf Datteln verzichten möchtest, lohnt es sich, den Konsum über den Tag zu verteilen, sie eher als Nachspeise statt als alleinigen Snack zu essen oder sie mit protein- und fetthaltigen Lebensmitteln zu kombinieren. Beispielsweise ein Becher Joghurt mit 1 Teelöffel Chiasamen und einer Dattel.

Wie war das bei dir? Hast du vor deiner Geburt Datteln gegessen? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.