Hast du dich jemals gefragt, wann Kinder anfangen, mit ihrem eigenen Körper unzufrieden zu sein?
Es mag überraschend sein, aber mit 4 Jahren sind die meisten Kinder zufrieden mit ihrem Körper. (Damiano et al., 2015) Der Wunsch, dünner zu sein, entwickelt sich wahrscheinlich um das 6. Lebensjahr herum. Eine Untersuchung zeigte, dass bereits mit 6 Jahren 46,7% der Mädchen den Wunsch haben, dünner zu sein. (Dohnt & Tiggemann, 2006) Auch im Alter von 7-12 Jahren wünschen sich etwa 50% einen schlankeren Körper. (Clark & Tiggemann, 2006) Daraus resultiert, dass mehr als 40% der Mädchen bereits mit 6 Jahren wissen, dass Diäten in unserer Gesellschaft eingesetzt werden, um das Gewicht zu kontrollieren. (Dohnt & Tiggemann, 2006) Als Folge machen Mädchen bereits zwischen 5-9 Jahren (!!) ihre erste Diäterfahrung. (Davison et al., 2003)
Aber warum ist das überhaupt ein Problem?
Körperunzufriedenheit in der frühen Jugend ist ein Risikofaktor für verschiedene negative Auswirkungen (Paxton & Damiano, 2017), darunter ein geringes Selbstwertgefühl, depressive Symptome, einen frühen Beginn des Rauchens, gestörtes Essverhalten, Essstörungen sowie Übergewicht und Adipositas.
Wie kannst du als Elternteil unterstützend wirken?
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Informationen keine individuelle Therapie ersetzen. Diese Maßnahmen können jedoch besonders präventiv eingesetzt werden und basieren auf den Forschungsergebnissen von Hart et al., 2014.
- Akzeptiere dein Kind, unabhängig von Gewicht, Größe oder Körperform.
- Lobe die positiven Qualitäten, die nichts mit dem Aussehen zu tun haben.
- Ermutige dein Kind, seine Stärken und Fähigkeiten zu schätzen. Hierzu kannst du gemeinsam eine Übung machen: Lass dein Kind seine Hand abpausen und schreibt gemeinsam in jeden Finger eine Stärke/Fähigkeit hinein.
- Lehre dein Kind, dass jeder Mensch Talente, Ziele und Werte hat und nicht durch seine Körperform oder -größe definiert werden sollte.
- Vermittle deinem Kind nicht, dass es beliebter wäre, wenn es Gewicht verlieren oder weniger essen würde.
- Hilf deinem Kind zu verstehen, dass es keine “ideale” Körperform für Männer oder Frauen gibt und, dass unabhängig von der Körperform oder -größe jeder Mensch Respekt verdient. Spezielle Bücher, die die Körperdiversität betonen (z.B. Jessica Sanders – “Liebe deinen Körper” oder Patricia Strübin & Daria Locher – “Was glitzert denn da?), können hierbei hilfreich sein.
- Zeige Akzeptanz für verschiedene Körperformen und -größen, indem du nicht kritisch gegenüber dem Aussehen anderer bist. Das bedeutet auch, selbst keine Kommentare zu Körpern abzugeben. Wenn du stark in diesem Thema involviert bist, sei nachsichtig mit dir selbst. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern mehr Achtsamkeit in deine Worte zu bringen, ohne den Anspruch, alles richtig zu machen.
- Erlaube deinem Kind, über seine Gefühle bezüglich seines Körpers zu sprechen, und höre aufmerksam zu.
- Gestalte euer Zuhause zu einer “hänselfreien Zone”, in der weder wegen des Aussehens noch des Körpers Spott oder Kritik Platz haben.
- Es kann auch sinnvoll sein, deinem Kind dabei zu helfen, grundlegende Wörter oder Phrasen zu entwickeln, die es verwenden kann, wenn jemand etwas Verletzendes über es sagt. Zum Beispiel: „Ich mag es nicht, wenn du das zu mir sagst.” „Ich bin in Ordnung, so wie ich bin.” „Ich muss mich nicht ändern oder anders sein.” „Es ist egal, was du über meinen Körper denkst.”
Und wenn Veränderungen im Körperbild, Emotionen oder Verhalten deines Kindes ein Problem werden, zum Beispiel wenn es Mahlzeiten auslässt oder übermäßig trainiert, solltest du dies mit deinem Kind besprechen und bei Bedarf professionelle psychotherapeutische und diätologische Hilfe suchen.